Anker Soundcore Space One im Test: Der beste ANC-Kopfhörer fürs schmale Budget? (2024)

Bei seinen Bluetooth-Kopfhörern fährt Anker eine klare Linie: Günstig sollen sie sein, dabei aber trotzdem eine gute Ausstattung bieten. Das stellte der Hersteller bereits beim Soundcore Q30 unter Beweis. Natürlich dürft ihr zu Preisen von 100 Euro und weniger keinen Spitzenkopfhörer erwarten, dennoch erhaltet ihr für wenig ziemlich viel - sei es eine lange Akkulaufzeit oder ein ordentliches ANC.

Mit dem Space One schickt Anker nun einen neuen Over-Ear-Kopfhörer ins Rennen, der designtechnisch ein wenig an den Beats Studio Pro erinnert, dabei aber nur einen Bruchteil kostet. Schick sieht er aus und von den technischen Daten her durchaus vielversprechend. Mit Hi-Res-Audio wird beispielsweise geworben. Wie schlägt sich der neue Kopfhörer im Alltag, ist er eine Konkurrenz zu teureren Modellen? Dem gehen wir nachfolgend nach.

1. Design, Verarbeitung, Lieferumfang
2. Tragekomfort
3. Verbindung und App
4. Noise Cancelling, Transparenzmodus, Akkulaufzeit
5. Soundcore Space One im Hörtest
6. Preis und Spartipp

Design, Verarbeitung, Lieferumfang

Der Anker Soundcore Space One wird zusammen mit einem Ladekabel, einem Audiokabel sowie einem Stoffbeutel zum Transport geliefert. Letzteres ist in Hinblick auf den Schutz beim Herumtragen in Rucksack und oder Tasche nicht optimal, ein dickeres Soft-Etui oder gar ein Hardcase wären schöner gewesen.

Farbtechnisch habt ihr beim Space One die Auswahl zwischen Nachtschwarz, Himmelblau sowie Cafè Latte. Optisch erinnert uns das Modell ein bisschen an den Beats Studio Pro - er sieht in jedem Fall ziemlich schick aus und macht etwas her.

Abzüge müssen wir bei der Verarbeitung machen. Diese ist nicht besonders hochwertig und gibt dem Kopfhörer kein Premiumgefühl. Die Gelenke, über die der Space One gefaltet werden kann, sind aus unserer Sicht viel zu leichtgängig. Der Kopfhörer klappt bereits zusammen, wenn wir ihn an einer Ohrmuschel hochhalten.

Die Ohrmuscheln bestehen aus einfachem Kunststoff, dessen Verbundnaht man sehr deutlich sieht. Auch die Naht am Kopfband ist nicht zu 100 Prozent perfekt. Hier hat uns der Q30 insgesamt etwas besser gefallen. Auch das beigelegte Audiokabel ist sehr dünn und wirkt salopp gesagt ein bisschen billig.

In beiden Ohrmuscheln sitzen Mikrofone für Geräuschunterdrückung und Telefonie, in der linken Ohrmuschel außerdem ein Sensor zur Trageerkennung. Damit wird die Wiedergabe beim Ablegen des Kopfhörers gestoppt und gestartet, wenn ihr ihn auf- beziehungsweise absetzt.

Zusätzlich befinden sich an den Ohrmuscheln die wichtigsten Schaltflächen zur Steuerung. Rechts sitzen die Knöpfe für die Lautstärkeanpassung sowie Play / Pause, links zum Ein- sowie Ausschalten, zudem der ANC-Knopf zur Aktivierung und Deaktivierung. Die linke Ohrmuschel hat zudem noch eine Sensorfläche integriert. Legt ihr eure Hand darauf, könnt ihr den Transparenzmodus für die Haltedauer aktivieren, um euch kurzzeitig zu unterhalten oder Umgebungsgeräusche wahrnehmen zu können.

Daneben sitzen auf der linken Seite noch eine Status LED, eine USB-C-Buchse zum Aufladen sowie ein 3,5-Millimeter-Audioausgang für den Betrieb an analogen Zuspielern - etwa einem MP3-Player.

Tragekomfort

Positiv stufen wir den Tragekomfort des Space One ein. Der Kopfhörer bietet ausreichend große und tiefe Ohrmuscheln, die zudem weich gepolstert sind. Der Komfort ist wirklich gut und der Kopfhörer kann problemlos über einen längeren Zeitraum getragen werden.

Ganz mithalten mit dem Sennheiser Momentum 4 Wireless oder dem Bose QuietComfort 45 kann er zwar nicht, er kommt aber durchaus in die Nähe.

Die Ohrmuscheln sitzen zudem recht stramm auf den Ohren, wodurch der Kopfhörer durchaus auch zum Joggen geeignet wäre. Allerdings fehlt ein Wasser- beziehungsweise Schweißschutz, weshalb wir davon abraten würden.

Verbindung und App

Koppeln lässt sich der Soundcore Space One per Bluetooth 5.3. Daneben kann der Kopfhörer über das beiliegende 3,5-Millimeter-Audiokabel mit analogen Zuspielern oder Handys mit Audioausgang verbunden werden. Das funktioniert passiv, aber auch aktiv. In letzterem Modus habt ihr den Vorteil, dass sich ANC und Transparenzmodus verwenden lassen, außerdem ist der Klang deutlich besser - dazu später mehr.

Anker bewirbt den Space One mit Hi-Res-Audio und Hi-Res-Audio Wireless. Für Letzteres ist der LDAC-Bluetooth-Codec an Bord, der eine Bitrate von 990 Kilobit pro Sekunde erreicht und so für eine bessere Audioqualität als etwa der SBC- oder AAC-Codec sorgt.

Über die Soundcore-App des Herstellers profitiert ihr von vielen Einstellungsmöglichkeiten. Wir legen euch die Installation dringend ans Herz, denn ihr benötigt die Software beispielsweise, um LDAC zu aktivieren. Gleiches gilt für die Trageerkennung.

Daneben könnt ihr ein eigenes Audioprofil über eine Frequenzmessung erstellen, habt Zugriff auf einen Equalizer, installiert Firmware-Updates oder legt ein Lautstärke-Limit sowie die Stärke des ANCs fest.

Zudem gibt es einen Bereich für Ambient-Sounds. Hier könnt ihr entspannende Geräuschkulissen abspielen, etwa schnurrende Katzen, Grillenzirpen, Gewitter oder Lagerfeuer. Die Klänge lassen sich miteinander kombinieren und in der jeweiligen Lautstärke ändern. Zudem gibt es einen Countdown-Timer, der sie automatisch stoppt.

Noise Cancelling, Transparenzmodus, Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit liegt bei bis zu 55 Stunden bei nicht eingeschaltetem ANC und bei bis zu 40 Stunden bei aktiver Geräuschunterdrückung. Das ist ein sehr guter Wert, den andere Hersteller bei Top-Modellen zwar schon übertreffen, trotzdem müsst ihr den Space One relativ selten aufladen.

Das ANC funktioniert solide, liegt aber deutlich hinter hochwertigen Modellen wie den Bose QuietComfort 45, Sennheiser Momentum 4 oder dem Sony WH-1000XM5. Außengeräusche dringen hörbarer nach innen, allerdings lässt sich die Umgebung ganz gut ausblenden, wenn bei aktiviertem ANC ein bisschen Musik abgespielt wird.

Beim Transparenzmodus ist es ähnlich. Dieser funktioniert ebenfalls nicht so gut und natürlich wie bei der teureren Konkurrenz. Er ist dennoch ausreichend, um Umgebungsgeräusche wahrzunehmen oder sich kurz mit anderen Personen zu unterhalten. Auch hier muss das Gesamtpaket mit den Preis in Zusammenhang gesetzt werden und dafür sind ANC und Co. in Ordnung.

Soundcore Space One im Hörtest

Bei einem 100-Euro-Kopfhörer solltet ihr euch nicht vom Begriff Hi-Res-Audio täuschen lassen. Auch wenn der Kopfhörer entsprechende Audioformate unterstützt, heißt es nicht, dass ihr die Unterschiede hören werdet - das werdet ihr nicht. Dazu ist der Klang insgesamt einfach nicht klar und dynamisch genug.

Fangen wir mit dem passiven Kabelbetrieb an, denn der ist schnell abgehandelt: Man merkt dem Space One an, dass er als aktiver Kopfhörer abgestimmt und für diesen Betrieb ausgelegt ist. Der Klang über das Audiokabel ist im passiven Betrieb einfach schlecht - dumpf, unklar, macht keinen Spaß.

Schaltet man den Kopfhörer nun ein, ändert sich das völlig, denn dann schaltet sich der digitale Soundprozessor hinzu. Der Klang ist um Welten besser, daher lasst den Kopfhörer bitte entweder von der Leine oder schaltet ihn zumindest währenddessen ein.

Mit hochwertigen Top-Kopfhörern kann der Sound zwar weder im kabelgebundenen Aktivbetrieb, noch per Bluetooth über LDAC mithalten, dennoch ist der Klang für einen 100-Euro-Kopfhörer mit der Ausstattung in Ordnung.

Insgesamt ist der Sound des Space One warm abgestimmt, also mit deutlich angehobenen tiefen Frequenzen. Mitten und Höhen sind ordentlich, ihnen fehlt jedoch die Klarheit. Insgesamt klingt die Musik gut, aber dann doch etwas unsauber und verschwommen. Auch die Dynamik ist nicht besonders ausgeprägt. Genretechnisch gibt es keine großen Ausreißer: Ob Rock, Pop, Elektro, Rap oder Klassik. Der Anker-Kopfhörer kommt damit klar.

Der Soundcore Space eignet sich aus unserer Sicht vor allem für das Musikhören unterwegs und weniger fürs Musikzimmer - dann aber bitte trotzdem im Aktivbetrieb ohne "Leine" oder aber per Bluetooth. Der Klang geht in Hinblick auf den Preis in Ordnung, er ist aber nichts für Menschen mit audiophilen Ansprüchen. Hier fehlen Dynamik und Brillanz.

Preis und Spartipp

Den Soundcore Space One gibt es in drei Farbvarianten für 99 Euro. Erfahrungsgemäß dürfte der Preis in einigen Wochen bereits fallen. Habt ihr etwas Geduld, empfehlen wir euch den Kauf am Prime Day oder Black Friday.

Hier gibt es in der Regel hohe Rabatt im Anker-Shop bei Amazon. Aus unserer Sicht wäre es möglich, dass der Kopfhörer dann vielleicht sogar auf 70 Euro reduziert wird. So oder so - insgesamt ist er auch für 100 Euro ein Schnäppchen.